Montag, 24. Dezember 2018

Türchen Nr. 24

Die Heilige Nacht

 
Gesegnet sei die heilige Nacht,
die uns das Licht der Welt gebracht!
Wohl unterm lieben Himmelszelt
die Hirten lagen auf dem Feld.
Ein Engel Gottes, licht und klar,
mit seinem Gruß tritt auf sie dar.
Vor Angst sie decken ihr Angesicht,
da spricht der Engel: „Fürcht’t euch nicht!“
„Ich verkünd euch große Freud:
Der Heiland ist geboren heut.“
Da gehn die Hirten hin in Eil,
zu schaun mit Augen das ewig Heil;
zu singen dem süßen Gast Willkomm,
zu bringen ihm ein Lämmlein fromm.
Bald kommen auch gezogen fern
die heilgen drei König‘ mit ihrem Stern.
Sie knieen vor dem Kindlein hold,
schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold.
Vom Himmel hoch der Engel Heer
frohlocket: „Gott in der Höh sei Ehr!“

(Eduard Mörike)

Ich wünsche Euch allen von Herzen Frohe Weihnachten
und besinnliche Feiertage im Kreise Eurer Lieben!

Sonntag, 23. Dezember 2018

Türchen Nr. 23


Der Traum

Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.
Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.
Und Zuckerpuppen hingen dran;
das war mal eine Pracht!
Da gab’s, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.
Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.
Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war’s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find‘ ich dich?

(Hoffmann von Fallersleben)


Samstag, 22. Dezember 2018

Türchen Nr. 22


Weihnachtslied

Vom Himmel bis in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken,
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstiller Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich nieder,
Anbetend, staunend muß ich stehn,
Es sinkt auf meine Augenlider,
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist geschehn.

(Theodor Storm)


Freitag, 21. Dezember 2018

Türchen Nr. 21


 Blüh denn, leuchte, goldner Baum

Blüh denn, leuchte, goldner Baum,
Erdentraum und Himmelstraum;
blüh und leuchte in Ewigkeit
durch die arme Zeitlichkeit!
Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen fröhlich sein,
fröhlich durch den süßen Christ,
der des Lebens Leuchte ist.
Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen tapfer sein
auf des Lebens Pilgerbahn,
kämpfend gegen Lug und Wahn.
Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen heilig sein,
rein wie Licht und himmelsklar,
wie das Kindlein Jesus war!

(Ernst Moritz Arndt)


Donnerstag, 20. Dezember 2018

Türchen Nr. 20


Vorfreude auf Weihnachten

 
Ein Kind – von einem Schiefertafel-Schwämmchen
Umhüpft – rennt froh durch mein Gemüt.
Bald ist es Weihnacht! – Wenn der Christbaum blüht,
Dann blüht er Flämmchen.
Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt
Uns mild. – Es werden Lieder, Düfte fächeln. –
Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt,
Wird dann doch gütig lächeln.
Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
Alle unfeindlich sind – einmal im Jahr! –
Uns alle Kinder fühlen eines Baumes.
Wie es sein soll, wie’s allen einmal war.
 (Joachim Ringelnatz)



Mittwoch, 19. Dezember 2018

Türchen Nr. 19

Alles still!

Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht –
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.

(Theodor Fontane)

Dienstag, 18. Dezember 2018

Türchen Nr. 18


Die graue Maus

Wie in jedem Jahr waren die Adventswochen wieder hektisch gewesen.
Sie hatte Kostüme geändert, ausgebessert oder sogar komplett neu hergestellt.
Dann hatte sie alle nötigen Requisiten begutachtet und bei Bedarf repariert,
ausgetauscht oder ebenfalls komplett neu gemacht. Auch das Bühnenbild hatte
sie überarbeitet und so hergerichtet, als sei es noch nie vorher benutzt worden.
Jetzt saß sie in der kleinen Kammer neben der Sakristei aus der sie Stimmen vernahm.
Es waren die Kinder und Mütter, die das Krippenspiel in der Kirche aufführen würden,
für das sie alle Vorkehrungen getroffen hatte. Sie hatte ihnen alles hingelegt und gestellt,
was für die Aufführung nötig war. Die Kostüme in Reihe aufgehängt, so wie sie benötigt
wurden. Alle Requisiten dazu gestellt und beschriftet, welches Teil zu welchem Kostüm gehörte.
Sie saß da und lauschte. Jetzt ging es in die Kirche, die bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Am heiligen Abend war die ganze Gemeinde da, auch die U-Boot-Christen, die immer nur an
Weihnachten auftauchten.
Aufmerksam verfolgte sie die Aufführung des Krippenspiels, dann die gesamte Christmette
und danach die ganzen Danksagungen an die Beteiligten und Darsteller. Danach lauschte
sie dem stapfen der Schuhe und Stiefel, die die Kirche verließen. Sie hörte, wie in der
Sakristei die Messdiener und der Pfarrer sich umkleideten und dann ebenfalls die Kirche
verließen. Dann war alles still. Keiner war in ihr Kämmerlein gekommen – nicht einmal
der Pfarrer war bei ihr gewesen. Niemand hatte ihren Namen erwähnt und somit hatte
auch keiner nach ihr geschickt um sich bei ihr zu bedanken. Sie hatte ja nicht groß auf
die Bühne gewollt oder mit Dankesarien gefeiert werden wollen. Aber hätte nicht
wenigstens der Pfarrer bei ihr vorbei schauen können um ihr zu sagen, dass sie
wieder alles schön zu Recht gemacht habe?
Enttäuscht zog sie ihren Schal vom Stuhl und band ihn sich um. Dann stand sie auf
und wollte die Tür öffnen, als sie kurz erschrak. Sie hatte eine Bewegung an der Tür
gesehen und schaut jetzt genauer hin. Da sah sie eine kleine Maus sitzen, die ihr
ungeniert ins Gesicht starrte. „Beinahe hätte ich dich übersehen, so grau, wie du bist,“
sagte sie zur Maus und lächelte bei dem Gedanken sich mit einer Maus zu unterhalten.
Als habe das Tier sie verstanden kam es ein paar Schrittchen näher und stand jetzt im
kleinen Lichtkegel, den die einzelne Deckenlampe ergab. Hübsch war die kleine Maus,
zwar tatsächlich grau, aber hübsch. Sie bückte sich herab und die Maus blieb
unbeeindruckt sitzen. Kurz überlegte sie, dann hielt sie der Maus die Hand hin.
Und tatsächlich sprang die Maus in die Hand, drehte sich und flitzte zum Schal
hinauf. Dort wuselte sie sich tief in den Schal und rollte sich am Hals ein.
Verdutzt stand sie da, mit einer Maus am Hals im Schal eingebettet.
Nach kurzer Überlegung öffnete sie die Tür, schloss alles gut hinter sich ab
und ging nach Hause. Dort angekommen kam die Maus aus dem Schal
gekrochen und setzte sich mit ihr an den, mit Keksen und Kakao gedeckten
Tisch. Sie feierten Weihnachten gemeinsam, die kleine und die große graue Maus,
die sonst niemand sah. Und damit hatte sie die schönsten Tage, die sie bisher
in der Gemeinde erlebt hatte.
Im nächsten Jahr fand kein Krippenspiel mehr statt. Man hatte vergessen,
dass jemand sich um Kostüme, Requisiten und Bühnenbild kümmern muss
und die nette Dame, die das bisher wohl immer gemacht hatte, war in diesem
Jahr nicht da gewesen. Leider hatte keiner eine Ahnung, wer sie gewesen war.
Von Conny Cremer



Montag, 17. Dezember 2018

Türchen Nr. 17

Das Weihnachtsbäumlein


Es war einmal ein Tännelein
mit braunen Kuchenherzlein
und Glitzergold und Äpflein fein
und vielen bunten Kerzlein:
das war am Weihnachtsfest so grün
als fing es eben an zu blühn.

Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stands  im Garten unten
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden.

Die grünen Nadeln war´n verdorrt
die Herzlein und die Kerzen fort.
Bis eines Tags der Gärtner kam
den fror zu Haus im Dunkeln,

und es in seinen Ofen nahm-
Hei! Tats da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
in hundert Flämmlein in Gottes Herz.

Christian Morgenstern

Sonntag, 16. Dezember 2018

Türchen Nr. 16

Es ist Advent


Die Blumen sind verblüht im Tal, die Vöglein heimgezogen;
Der Himmel schwebt so grau und fahl, es brausen kalte Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt: Es ist Advent!
Es zieht ein Hoffen durch die Welt, ein starkes, frohes Hoffen;
das schließet auf der Armen Zelt und macht Paläste offen;
das kleinste Kind die Ursach kennt: Es ist Advent!
Advent, Advent, du Lerchensang von Weihnachts Frühlingstunde!
Advent, Advent, du Glockenklang vom neuen Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl von Gott gesendt! Es ist Advent!

Friedrich Wilhelm Kritzinger


Samstag, 15. Dezember 2018

Türchen Nr. 15

Verse zum Advent


Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.

Theodor Fontane
(1819-1898)


Freitag, 14. Dezember 2018

Türchen Nr. 14


Es ist Advent!
 
Die Blumen sind verblüht im Tal,
Die Vöglein heimgezogen;
Der Himmel schwebt so grau und fahl,
Es brausen kalt die Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt:
Es ist Advent!

Es zieht ein Hoffen durch die Welt,
Ein starkes, frohes Hoffen;
Das schließet auf der Armen Zelt
Und macht Paläste offen;
Das kleinste Kind die Ursach kennt:
Es ist Advent!

Advent, Advent, du Lerchensang
Von Weihnachtsfrühlingstunde!
Advent, Advent, du Glockenklang
Vom neuem Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl von Gott gesendt!
Es ist Advent. 

Autor: Friedrich Wilhelm Kritzinger

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Türchen Nr. 13

 
Die hohen Tannen atmen
 Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.
Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
Im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, -
und draußen wächst im Flockenflittern
der weiße Tag zur Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)




Mittwoch, 12. Dezember 2018

Türchen Nr. 12

Winternacht
 Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab' nichts, was mich freuet,
Verlaßen steht der Baum im Feld,
Hat längst seien Laub verstreuet.
Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seine Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.
Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.
  
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

Dienstag, 11. Dezember 2018

Türchen Nr. 11

Vom Schenken


Schenke groß oder klein,
aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten die Gabe wiegen,
sei dein Gewissen rein.

Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
was in dir wohnt
an Meinung, Geschmack und Humor,
so dass die eigene Freude zuvor
dich reichlich belohnt.

Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
dass dein Geschenk -
Du selber bist.

Joachim Ringelnatz


Montag, 10. Dezember 2018

Türchen Nr.10

Schicksal eines Schneemanns


Im Garten hinter meinem Haus
sah einst ein Schneemann blendend aus,
mit Besen und Zylinder;
ihn liebten alle Kinder.

Wie war der Schneemann furchtbar stolz
auf seinen Besenstiel aus Holz,
auf seinen Kopf aus Schnee und Eis,
auf sein Gewand, so strahlend weiß.

Wie stand er da, auf kaltem Grund,
und glaubte, er sei kerngesund
und dachte, dass im ganzen Land
er als der schönste Schneemann stand.

In seiner Überschwänglichkeit
vergaß er die Vergänglichkeit;
und wie vergänglich er doch war,
das machte ihm die Sonne klar;
und seine Möhrennase,
die holte sich der Hase.

Alfons Pillach 

Sonntag, 9. Dezember 2018

Türchen Nr. 9

Advent von Loriot

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und dort, von ferne her durchbricht
den dunklen Tann ein helles Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein
Am Niklasabend muss es sein.

Und als das Häslein ging zur Ruh,
das Rehlein tat die Augen zu,
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei- drei- viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sterne traulich funkeln.

Und in der Guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muß die Försterin sich eilen
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Weidmanns Sitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied.
Behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück.
Und packt sodann, es geht auf Vier -
die Reste in Geschenkpapier.

Von Ferne tönt´s wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so tiefer Nacht
so spät noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt auf goldnem Schlitten
mit einem Hirsch herangeritten.
Sagt, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?

Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
s' ist alles, was ich geben kann.
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise,
die Silberschellen klingen leise,
im Försterhaus die Kerze brennt,
die Glocke klingt, es ist Advent.

(Loriot, Vicco von Bülow, 1923-2011, deutscher Humorist)


Samstag, 8. Dezember 2018

Türchen Nr. 8


Der Tannenbaum

Das Märchen handelt vom Leben eines kleinen Tannenbaums und seinen Wünschen. Auf drei Etappen begleiten wir ihn in seinem kurzen Leben. Als er als kleiner Baum im Wald steht, ist es sein größter Wunsch, endlich so groß zu sein wie viele der Bäume, die sich in seiner Nachbarschaft befinden. Er glaubt fest daran, dass erst dann sein Leben richtig beginnen würde. Wenn er größer wäre, würden auch die Vögel Nester in seinen Zweigen bauen. Sie tragen ihm zu, dass manche der gefällten Bäume zu einem Mast auf einem Schiff wurden und sogleich stellt er sich vor, wie weit man da oben von einem Ausguck blicken könnte. Und wieder andere Bäume werden als Weihnachtsbaum wunderschön geschmückt und in einem Zimmer festlich aufgestellt. Auch das gefällt ihm. Freude an seinem gegenwärtigen Leben findet er nicht, obwohl er um sich herum oft genug die Botschaft vernimmt: „Freue dich deiner Jugend. Freue dich unser! Freue dich deiner frischen Jugend.“ Der kleine Baum jedoch lebt nur für die ihm im Geiste vorschwebende Zukunft, die er bisher nur vom Hörensagen kennt.
Nachdem er fünf Jahre im Wald verbracht hat, nimmt sein Leben um Weihnachten herum eine dramatische Wendung. Er wird als Weihnachtsbaum auserkoren und gefällt. Die Schläge gehen tief ins Mark und er leidet. Auch die Reise, auf die er nun geht, ist beschwerlich und die Trennung von allem, was ihm im Wald lieb war, tut weh. Dann jedoch freut er sich auf das, was nun kommen wird. Was wird am Heilig Abend wohl geschehen? Ob da wohl Bäume aus dem Wald kommen, um ihn zu bewundern? Am Nachmittag des großen Tages wird er reich geschmückt und ist Mittelpunkt des Abends. Als man ihn geplündert hat, beachtet ihn jedoch niemand mehr. Immerhin kommt er noch in den Genuss der Erzählung des Großvaters, der den Kindern das Märchen von Klumpe–Dumpe erzählt, der die Treppe hinunterfiel und trotzdem die Prinzessin bekam. Ähnliches erhofft er auch für sich und freut sich auf den kommenden Tag und auf das, was dann geschieht. Als man ihn am nächsten Tag abholt und in einer dunklen Ecke auf dem Dachboden abstellt, ist er ratlos. Nun, in der dritten Phase seines Lebens, hat er genug Zeit über sein bisheriges Leben nachzudenken. Sehnsuchtsvoll erinnert er sich daran, wie schön das Leben im Wald war. Den Mäusen, die ihn besuchen, erzählt er von seinem Leben im Wald und sie staunen, wie viel Schönes er erlebt hat, indem sie meinen: „Wie glücklich du gewesen bist!“ Und er muss ihnen immer wieder davon erzählen und wird sich erst jetzt bewusst, wie schön es damals war als er frei im Wald leben durfte. Allerdings gibt er die Hoffnung nicht auf, dass es auch in seinem weiteren Leben noch schöne Zeiten geben wird und hofft insgeheim, dass er wie Klumpe-Dumpe eine Prinzessin bekommen wird. Den Ratten, die ihn ebenfalls besuchen, gefällt die Geschichte von Klumpe-Dumpe nicht, sie wollen lieber Speisekammergeschichten hören. So bleiben nach und nach die Zuhörer weg und wieder einmal muss die Tanne erkennen „wie glücklich sie einst war.“ Auch die Mäuse, die ihr immer so aufmerksam zugehört hatten, vermisst die Tanne, nachträglich wird ihr klar, dass das eigentlich „ganz hübsch“ war. Der Baum hofft jedoch weiter auf die Zukunft und den Tag, wenn er wieder hervorgeholt wird, schätzt also seine Zukunft völlig falsch ein.
Als es dann soweit ist und man ihn ins Freie holt, jubiliert er: Nun beginnt das Leben wieder, nicht ahnend dass nun die letzte Etappe seines Lebens angebrochen ist. Er bemerkt, dass um ihn herum alles in frischen Frühlingsfarben grünt und blüht und muss erkennen, wie alt er geworden ist und wie seine braunen Nadeln herunterrieseln und erinnert sich erneut an die guten Zeiten, die er hatte: „Vorbei! vorbei! Hätte ich mich doch gefreut, als ich es noch konnte! Vorbei! vorbei!“ Und dann saust auch schon die Axt auf ihn nieder und er wird in kleine Teile zerhackt. Bis zuletzt gedenkt er der schönen Zeit als er noch klein war bis nur noch Asche von ihm bleibt. Zum Schluss heißt es ganz prosaisch, dass es nun mit dem Baum vorbei sei „und mit der Geschichte auch; vorbei, vorbei - und so geht es mit allen Geschichten!“

 Märchen von Hans Christian Andersen


Freitag, 7. Dezember 2018

Türchen Nr. 7

Von Osten strahlt ein Stern herein
mit wunderbarem hellem Schein.
Es naht, es naht ein himmlisch Licht,
das sich in tausend Strahlen bricht!
Ihr Sternlein auf dem dunklen Blau,
die all ihr schmückt des Himmels Bau,
zieht euch zurück vor diesem Schein,
ihr werdet alle winzig klein!
Verdunkelt, Sonnenlicht und Mond,
die ihr so stolz am Himmel thront.
Er nahet heilig leuchtend fern,
vom Osten her der Weihnachtsstern.

Autor: Franz Graf von Pocci

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Türchen Nr. 6

Nikolaus

Es rauscht der Wind im Winterwalde
durch die kühle graue Flur
und ein Jeder hofft, – schon balde
find er St. Niklolauses Spur.
Ach, wann wird er endlich kommen,
dieser heiß ersehnte Gast?
Kinder blicken teils benommen
von Baum zu Baum, von Ast zu Ast.
In den Blicken heißes Sehnen,
Fragen, was wird dann geschehn?
Und mancher tut schon mal erwähnen,
“Ich hab St. Nikolaus gesehn”.
Langsam neigt der Tag sich nieder,
Die Winternacht, sie steigt herauf,
als ein leises Raunen wieder,
stoppt der Kinder frommen Lauf.
Da aus dunstigem Gefilde
steigt wie eine Nebelnacht,
ein stilles schattiges Gebilde,
und die Dämmerung ist erwacht.
Kinderblicke werden helle
die Gesichter sind verzückt,
als Nikolaus an der Tagesschwelle,
tritt in ihren Sehnsuchtsblick.
Du guter alter Nikolaus,
du Freund der Kinder nah und fern,
leer Deinen Sack heut bei uns aus,
wir alle haben dich so gern.
unbekannter Verfasser

Mittwoch, 5. Dezember 2018

Türchen Nr. 5

Seltsame Töne


Ein Kichern und Tuscheln,
ein Wispern und Raunen.
Die seltsamen Töne,
sie lassen mich staunen.
Hier sitzen die Engel
und singen im Chor.
Dort werkeln sie eifrig –
was geht denn da vor?
Die himmlischen Lieder,
geübt mit viel Fleiß.
Geschenke gebastelt –
das ist der Beweis!
Auch riecht es nach Plätzchen
mit Anis und Zimt.
Es weihnachtet wieder –
jetzt weiß ich’s bestimmt.

Autorin: Anita Menger

 

Dienstag, 4. Dezember 2018

Türchen Nr. 4

Zum heutigen Barbaratag gibts ein Video, das den Brauch mit

den Barbarazweigen ganz nett erklärt.

 


                                                                                                                                                                                          

Montag, 3. Dezember 2018

Türchen Nr. 3

24 Worte vom Weihnachtsmarkt

Gebrannte Nüsse
Süße Plätzchen
Geschäfte rennen
Geld ausgeben.
Glühwein trinken
Bäumchen kaufen
Lieder hören
Ruhe finden.
Weihnachtsbaum bestaunen
Lämmchen streicheln
Freude spüren
Heimwärts gehen.

Verfasser unbekannt

 

Sonntag, 2. Dezember 2018

Türchen Nr. 2

Euch allen einen schönen 1. Advent ♥

Lied im Advent

©  Matthias Claudius (1740 - 1815)

Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns sehr
durch die dunklen Stunden.

Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.

Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!